Pünktlich? Nicht mit uns! - Deutsche Bahn AG

Wir Deutschen diskutieren gerne, ob mehr oder lieber als andere Völker, weiß ich nicht, aber wenn wir einmal in Fahrt sind, reden wir uns die Köpfe heiß.

Eines unserer liebsten Themen ist dabei die "Deutsche Bahn AG" und das aus mehreren Gründen.

Gleichfalls gilt, dass im Gegensatz zu anderen Diskussionen hier jeder einzelne Vorwurf, jede einzelne Kritik komplett angebracht ist, wobei ich das aus eigener Erfahrung sehr gut weiß.

 

Wenn ich einmal das Glück hatte und die Erklärungen der Bahn-Verantwortlichen für die massiv auftretenden Probleme gehört habe, die in den letzten Jahre immer wieder thematisiert wurden, war da immer das Bild eines kleinen Kindes, welches versucht sich für seine Fehltritte zu rechtfertigen.

Grundsätzlich waren oder sind immer die anderen Schuld, egal, ob Personalmangel, defekte Fahrzeuge oder fehlender Service, irgendjemand war/ist Schuld…nur die Bahn selber eigentlich nie.

Vor geraumer Zeit habe ich 'mal eine Radiosendung in "WDR 2" gehört, in der die Pressesprecherin der "DB AG" zu Gast war und, man soll es nicht glauben, sie räumte den einen oder anderen Fehler ein, aber nur im Fernverkehr.

 

Okay, der damalige Moderator wollte nicht nachbohren, denn es war eine Talksendung und keine Streitdiskussion, aber man ließ die gute Dame machen.

Am Ende war es so, dass wenn man die Sendung gehört hatte, der Tenor eindeutig war, dass die "Deutsche Bahn" eigentlich nur aus Fernverkehr besteht und da NATÜRLICH die vorhandenen Defizite ausmerzen möchte.

Natürlich gibt es auch beim Fernverkehr Probleme, aber DAS, worüber wir am meisten meckern ist eindeutig der Nahverkehr.

Dabei ist es vollkommen egal, ob es sich um Verspätungen, Zugausfälle oder einfach nur katastrophale Serviceleistungen handelt, die "Deutsche Bahn AG" gibt wirklich überall ein miserables Bild ab. 

 

Neben der Tatsache, dass ich immer wieder mit der Bahn unterwegs bin, musste ich in den Jahren 2018/2019 ein komplettes Jahr, fast jeden Tag mit dem Zug von Neuss-Hauptbahnhof nach Duisburg-Hauptbahnhof.

Gleichzeitig fährt meine Holde seit mittlerweile über 30 Jahren regelmäßig mit dem Zug zu Arbeit. Früher von Glehn (mit Bus nach Neuss) nach Düsseldorf, dann von Neuss nach Köln, jetzt von Kleinenbroich wieder nach Düsseldorf.

Was wir beide in dieser Zeit erlebten, kann eigentlich nur als Witz angesehen werden, denn Pleiten, Pech und Pannen ist gar nichts dagegen.

Das größte Ärgernis stellt dabei die nicht vorhandene Pünktlichkeit der Bahn dar und die Handlungsweise, wie das Unternehmen die Kunden darüber informiert oder eben nicht.

 

Einmal stand ich am Neusser Hauptbahnhof und wartete morgens auf den RE 6, mit dem ich bis Duisburg ohne Umsteigen fahren konnte.

Auf der Anzeige stand der Zug ganz normal angeschlagen und es wurde auch keine Verspätung angezeigt. Aber als die Abfahrtszeit näher rückte, erschien kein Zug. Neben mir warteten auch noch andere Fahrgäste auf diesen einen Zug, der auch am Düsseldorfer Flughafen hält.

Nachdem der Zug schon zehn Minuten Verspätung hatte und immer noch als pünktlich angezeigt wurde, habe ich mir dann noch einmal die App zu Gemüte geführt, die bis dahin auch nichts außergewöhnliches angezeigt hatte.

Tja, und da stand dann in roten Lettern, dass der RE ausfallen würde, wobei eine Begründung nicht angezeigt wurde.

 

Am Bahnhof keine einzige Durchsage, keine Anzeige, die diesen Zugausfall bestätigte und natürlich auch keine Servicekraft, die mir den Grund für dieses Ärgernis nennen konnte.

So etwas passierte mir in nur einem Jahr insgesamt dreimal und nie, wirklich nie, wurde der Zugausfall richtig begründet. 

Anderes Beispiel…dieses Mal wartete ich nach Feierabend am Duisburger Hauptbahnhof und wartete auf den RE. Auch dieser zuerst ohne Verspätung angezeigt, doch dann kam die Durchsage, dass er etwa 45 Minuten (!!!) verspätet ankommen würde, weil es einen Signalausfall gegeben hatte.

Okay, dachte ich mir, kann ja 'mal passieren und nahm den nächsten Zug nach Düsseldorf, um von dort mit der S-Bahn nach Neuss zu fahren.

In Düsseldorf musste ich zuerst auch warten und hörte dann die Durchsage für den schon in Duisburg verspäteten Zug, jedoch mit der Begründung "Personen im Gleis".

Da bin ich schon in Duisburg angelogen worden, was die Verspätung des RE anging und hatte durch Zufall das Glück, diese Lüge schwarz auf weiß miterleben zu dürfen. Vermutlich wusste die Bahn selber nicht, warum der Zug Verspätung hatte.

Die Zugverspätungen in den knapp zwölf Monaten habe ich gar nicht mehr gezählt und es waren einige echte Hammer dazwischen. Also nicht so zehn oder fünfzehn Minuten, nein, eine halbe Stunde oder gar eine Stunde.

Vor kurzem wartete ich auf einen Zug in Wuppertal, der mich nach Neuss bringen sollte und schaute in die App. Da war eine S-Bahn, die hatte über zweieinhalb Stunden Verspätung! Dann fiel eine Bahn aus und die verspätete wurde dafür präsentiert…das kann mir keiner erklären.

 

Andrea muss/musste noch viel öfter als ich diesen totalen Dilettantismus der Bahn ertragen und das, obwohl sie mittlerweile "nur noch" von Kleinenbroich bis Düsseldorf-Friedrichstadt fahren muss…das sind genau sieben Stationen.

Alleine in den letzten drei Monaten (Stand Mai 2023) ist die S 8 mehrmals ausgefallen und es war immer ein großes Theater, bis sie endlich ihren wohlverdienten Feierabend genießen konnte.

Dabei ist vom Polizeieinsatz, über Menschen oder Tiere (!!!) im Gleis (besonders beliebt) bis hin zum Personalmangel, wirklich alles dabei und nie kann es jemand nachprüfen. Gerade bei den Tieren im Gleis fragt man sich allen Ernstes, was sich denn da für Tiere aufgehalten haben, dass die Bahnen nicht fahren konnte. Die hier in der Gegend sehr oft vorkommenden Elefanten oder gar Dinos, die auch immer wieder mal gesichtet werden?

Seit Corona und der damit verbundenen Rechtfertigungsmöglichkeit, ist auch der kurzfristige Personalmangel ein gerne genutztes Argument, um Züge oder S-Bahnen ausfallen zu lassen. Komisch nur, dass dies immer regionale Züge bestrifft, aber nie Fernzüge. Nachtigall, ick hör dir trapsen…die Bahn darf weiter vor sich hinstümpern und letztendlich interessiert es keinen.

 

Klar, es kommt immer 'mal ein Shitstorm in den sozialen Medien auf oder im Radio wird das Thema für einen halben Tag etwas intensiver behandelt, aber schon einen Tag später wird es dann wieder ruhiger, bis gar nicht mehr darüber gesprochen wird.

Als wieder einmal eine der S-8-Bahnen ausgefallen war, wurde allen Reisenden nach Mönchengladbach (Endstation Richtung Westen) geraten, mit der S 11 bis Neuss zu fahren, von da aus sollte es dann mit Schienenersatzverkehr weitergehen.

Als dann diese Menschen in Neuss in den Bus einsteigen wollten, der sie an die einzelnen Bahnhöfe auf der Strecke zwischen Neuss und Mönchengladbach bringen sollte, warteten sie vergeblich. Eine telefonische Nachfrage meinerseits erbrachte dann die Information, dass der Bus schon weggefahren war…bevor die entsprechende S-Bahn im Bahnhof eingefahren war, für die der Bus eigentlich gedacht war.

Ja, es geht sogar noch krasser, denn dieselbe Situation (Bahn fällt aus, nur bis Neuss, von da mit dem Bus) erlebte Andrea einige Wochen später. Hier jedoch mit dem Unterschied, dass die Leute aus dem Bahnhof kamen und genau in dem Moment der Bus abfährt und auch nicht stehen blieb, obwohl die Leute wild winkend hinterherliefen.

Oder der "Gag" mit den Gleisänderungen. Andrea musste einige Jahre jeden Tag nach Köln. Mehrmals kam dann abends, während sie (und natürlich auch andere Reisende) auf den RE wartete, die Durchsage, dass der Zug auf einem anderen Gleis einfahren würde. Wenn man Glück hatte, war es das Gleis gegenüber, aber oftmals mussten die Fahrgäste Treppe runter, Treppe wieder rauf und wenn man Pech hatte, war die Bahn dann weg.

Warum?

Weil die Information des geänderten Gleises erst dann kam, als der Zug schon auf diesem eingefahren war.

Was auch vorkam war, dass die Reisenden auf dem geänderten Gleis ankamen und dann die Durchsage kam, dass der Zug doch auf dem regulären Gleis abfahren würde…also alle wieder zurück und wieder verbunden mit dem Risiko, dass der Zug weg war.

 

Was auch oftmals so richtig toll ist, wenn ein oder gar zwei S-Bahnen hintereinander ausfallen und die nächste Bahn dann ein Kurzzug ist. Da drängeln sich dann dreimal so viele Menschen in einer Bahn, die nur für ein Viertel angedacht war. Um es mit Andreas Worten zu sagen: "Man hat Körperkontakt, den man nie haben wollte!"

Wer bevölkert da die Orgabüros?

Da sitzen doch garantiert Mitarbeiter, die in ihrem Leben noch nie richtig Bahn fahren mussten oder eben immer in der ersten Klasse sitzen dürfen.

Der gesunde Menschenverstand sagt mir doch als Verantwortlicher für diese Strecken, das da für die nächste Bahn, die fährt, ein vielfaches an Platz benötigt wird und das bedeutet, dass ich einen kompletten Zug dahinfahren lasse…aber nein…wir schicken einen kleineren. 

 

Update vom 10. September 2023: Der TIKTOK-User Bob kann übrigens auch ein Liedchen davon singen, was bei der "Deutschen Bahn AG" alles falsch läuft. Einfach 'mal eben eine Kurzstrecke von Hamburg nach Hannover fahren, ohne irgendwelchen Ärger? Nicht mit der "Deutschen Bahn AG"!

Was wir Andrea und ich dann überhaupt nicht mehr verstehen, ist die Preispolitik der "Deutschen Bahn", denn es gibt kaum eine teurere Reisemöglichkeit.

In Berlin wohnen unsere Lieblingsmenschen und wir wechseln uns immer ab, wenn es darum geht, den Weihnachtsbesuch zu planen. Als wir 2021 dran waren überlegten wir, wie wir am kostengünstigsten in die Hauptstadt kommen.

Mit dem Auto hätte es, bei den damals gültigen Benzinpreisen, ca.160 Euro gekostet und das Flugzeug gab es für uns beide zusammen schon für 150 Euro.

Mit dem Zug ab Kleinenbroich hätte uns der Spaß hin und zurück knapp 360 Euro gekostet. Da fasse ich mir doch an den Kopf, denn mit diesen Preisen lockt man niemals jemanden in den Zug.

Damit wir uns richtig verstehen, wir fahren viel lieber mit dem Zug als mit dem Auto oder mit dem Flieger, aber diese Preise können wir uns nicht erlauben. Selbst, wenn wir dieses Geld hätten, würden wir es nicht zahlen. Bahnfahren ist reiner Luxus und das darf es eigentlich nicht sein.

Einige Jahre musste Andrea mit der Bahn nach Köln und fuhr immer von Neuss aus, weil das einfacher war, als mit der S-Bahn von Kleinenbroich. Für das Monatsticket musste sie jeden Monat über 190 Euro zahlen und durfte dafür noch nicht einmal über Düsseldorf fahren. Das sind Preise, die man einfach nur als Wucher bezeichnen kann.

Das sich die Bahn damit rühmt, die Preise im Jahr 2020 zweimal gesenkt zu haben, ist nur eine Mogelpackung, denn erstens haben sich die Preise von 2004 bis 2018 jedes Jahr (!!!) erhöht (außer 2011 & 2015) und zweitens wurden sie danach wieder so angeglichen, dass sie fast wieder Höchstniveau hatten. Nur im Jahr 2007 war es noch teurer.

Und für was? Boni für die Manager, die so kläglich versagen und zwar in allerschönster Regelmäßigkeit? Eigentlich müssten sie ohne Abfindung entlassen werden!

 

Abschließend möchte ich noch einmal bekräftigen, dass alle Beispiele Erfahrungen mit der Bahn waren und wir wissen von anderen, die es ebenso erlebt haben, dass es noch viel mehr Dinge gibt, die im Argen liegen. Ich persönlich glaube, dass die "Deutsche Bahn AG" eine heilige Kuh ist, die niemand richtig anfassen möchte und die Dilettanten, die sie übernehmen wissen genau, dass sie am Ende mit Gewinn rausgehen.

 

Schlimm genug, aber in der freien Marktwirtschaft ala Deutsches Modell leider die Normalität.

  

Linkliste zum besseren Verständnis

 

 Google-Suche für Verspätungen

 

Bericht in der "Süddeutschen Zeitung"

 

Bericht auf der Internetseite der "Tagesschau"

 

Ergebnis einer Umfrage zu Preiserhöhungen der "Deutschen Bahn AG"